Für Michael Klein

Wir haben es erst spät erfahren – aber die Erschütterung hält an. Am 4. Februar 2022 starb der Bildhauer Michael Klein im Alter von 78 Jahren.

Michael Klein gehört zu den Gründungsmitgliedern des Heimatvereins Marzahn-Hellerdorf e.V.

Seine Werke finden sich an etlichen Orten in unserem Bezirk und seiner näheren Umgebung. Seit 1983 hatte er auf dem seinerzeitigen „Kunsthof Alt-Marzahn“ ein Atelier. Das musste er in den frühen 1990ern aufgeben. Ab 1993 arbeitete er in Neuenhagen. Für unser Bezirksmuseum schuf Michael Klein 2001 das anrührende Relief „Lesendes Mädchen“. Am 27. Januar 2004 wurde seine für Marzahn-Hellersdorf wohl wichtigste Arbeit eingeweiht, das Zwangsarbeiterdenkmal auf dem Parkfriedhof am Wiesenburger Weg. Es zeigt auf einer Stele aus Sandstein eine in Trauer knieende Bronzefigur. Eine Arbeit, die ganz ohne Pathos daherkommt. Der Verzicht auf spektakuläre Gestaltungseffekte, die große Ehrfurcht vor dem Dargestellten sind ein Kennzeichen seiner Arbeiten. Mitunter führt das zu verblüffenden Begegnungen.

Wer das erste Mal vor seinem „Eulenkopf“ (2004) in der Nähe des Einganges des Biesdorfer Schlosses steht, wird diesen Effekt selbst erlebt haben. Längere Zeit war man sich im Bezirk nicht einig, wohin mit diesem schönen Symbol der Weisheit … Der gefundene Standort ist schön. Und wer das Schloss betritt wird gleich rechts im Eingangsbereich eine weitere Arbeit Kleins finden: das „Porträt Dr. Günter Peters“, das wir 2018 mit Unterstützung der Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle gießen lassen konnten. Michael Klein konfrontierte den Vorstand des Heimatvereins 2017 mit dem Gipsmodell und meinte, dabei könne man es doch nicht belassen … Der Porträtkopf entstand im Eigenauftrag, er und Günter Peters waren gute Freunde.

Die Auseinandersetzung mit Menschenbildern war Michael Klein immer wichtig. Er suchte nicht die einfachen Antworten. Und er legte Wert darauf, Werke zu schaffen, die den Betrachter in eine kommunikative Situation bringen. Man kann dies auf öffentlichen Plätzen erleben, die seine Handschrift tragen: 1996/1998 die Arbeiten für den Arnim-Platz in Prenzlauer Berg, aber vor allem auch die Bemühungen um Hans Fallada (2012) in Neuenhagen. Klein platziert einen in sich versunkenen Fallada vor dem Eingang des Neuen Rathauses. Von dort führt ein „Fallada-Pfad“ zum Haus Im Grünen Winkel 10. Hier entstand „Kleiner Mann – was nun?“ Seit 2018 ziert das Haus, ähnlich wie unser Museum, ein Hochrelief Michael Kleins. Und Neuenhagen kann mit einer weiteren schönen Platzgestaltung aufwarten: dem Schäferplatz mit einer liebenswerten Schäferfigur (2005) aus dem Hand Michael Kleins. Diese Plastik hat mit Marzahn zu tun. Klein trieb dazu Studien auf dem Tierhof in Alt-Marzahn.


Der Dichter Becher meinte einmal, die Wahrheit käme manchmal leis, auf Taubenfüßen. Die künstlerischen Botschaften Michael Kleins sind solche leisen Wahrheiten. Aber sie sind desto wirkungsvoller … Wir sind betroffen, dass der Tod ihn aus seinem Schaffen gerissen hat. Wir trauern um einen guten Menschen, der uns ein Freund war.

 

Wolfgang Brauer

Vorsitzender des Heimatvereins Marzahn-Hellerdorf e.V.

 

Fotos: Wolfgang Brauer