Exkursion nach Neuruppin am 17. Juni 2017 

Die Ganztagsexkursion des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf führte am 17. Juni 2017 nach Neuruppin. Neuruppin ist die Kreisstadt des Landkreises Ostprignitz-Ruppin im Norden des Landes Brandenburg. Aufgrund der reizvollen Seenlandschaft und der nahen Ruppiner Schweiz ist Neuruppin ein beliebtes Urlaubsziel. Zur Stadt gehören 13 Ortsteile, die meist am Ruppiner See liegen. Durch die Eingemeindung der Stadt Alt Ruppin und der umliegenden Dörfer im Jahr 1993 wurde Neuruppin mit ca. 330 km² die flächenmäßig fünftgrößte Stadt Deutschlands.

Neuruppin hat eine interessante Geschichte. 1238 wurde Neuruppin erstmals urkundlich als Rapin erwähnt. 1246 wurde am Ufer des Ruppiner Sees Brandenburgs erstes Dominikaner-kloster gegründet. Im Jahr 1256 erhielt Neuruppin das Stadtrecht und war Mittelpunkt der Herrschaft Ruppin. 1524 fiel Neuruppin an das Kurfürstentum Brandenburg. 1688 wurde Neuruppin Garnisonsstadt. Von 1732 bis 1736 befehligte der spätere König Friedrich II. hier ein Regiment. 1787 zerstört ein großer Stadtbrand zwei Drittel der Stadt. Danach wurde bis 1806 die Stadt wieder aufgebaut. Im Jahr 1945 gab es einen Bombenangriff auf Neuruppin. Seit 1952 ist Neuruppin Kreisstadt und erhielt 1998 den Titel Fontanestadt. Die bekanntesten Söhne der Stadt sind Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und Theodor Fontane (1819-1898).

Erster Programmpunkt der Exkursion war eine Stadtrundfahrt. Als Stadtführer fungierte Herr Ulli Gaebler. Die Fahrt begang im Zentrum der Stadt und führte zunächst in die Außen-bezirke. Unweit der Stadt befand sich ein sowjetischer Flugplatz. Das Areal wurde umgestaltet und die Hangars werden heute von Gewerbetreibenden genutzt. In Neuruppin befanden sich auch viele Kasernen, in denen nun größenteils Verwaltungen ihren Sitz haben. Die Exkursionsteilnehmer erfuhren einiges zum Wohngebiet Sonnenufer, eine beliebte Wohngegend am Ruppiner See. Die Stadtrundfahrt ermöglichte Blicke auf das Sportzentrum, Fontane-Denkmal, Teile der Altstadt, die Fontane-Therme und endete am Hotel Resort Mark Brandenburg.

Hier begann die Stadtführung in zwei Gruppen. Die Herren Ulli Gaebler und Wolfgang Trenkler, Mitglieder des Historischen Vereins der Grafschaft Ruppin e. V., vermittelten mit viel Fachwissen und Anekdoten die Geschichte Neuruppins. Am Ruppiner See wurden der Parzival, die Klosterkirche, die Linde und die Stadtmauer besichtigt. Im ältesten Teil der Stadt beeindruckten die Siechenstraße mit Siechenhauskapelle und Up Hus. Der Weg führte dann zum Neuen Markt mit Predigerwitwenhaus, ein Fachwerkhaus von 1736 und eines der wenigen, das der große Stadtbrand verschonte. Nächste Station war der Kirchplatz mit Schinkel-Denkmal, Friedenseiche und Pfarrkirche St. Marien. Die Pfarrkirche ist seit 2002 ein Kultur- und Kongresszentrum. Ein magischer Ort ist das Wohnhaus mit der Löwenapotheke, in dem Fontane geboren wurde. Der Schulplatz mit Denkmal König Friedrich Wilhelm II. und Altes Gymnasium wurden als nächtes besichtigt. Danach führte der Rundgang zur Bilderbogen-Passage, Bürgerhaus, Museum und Tempelgarten.

Nach der Stadtführung wurde das Mittagessen im Cafe & Restaurant Tempelgarten eingenommen. Der Tempelgarten ist ein exotisches Kleinod mit barocken Sandsteinputten, seltenen Gewächsen und einem Tempel. Kronprinz Friedrich, späterer König Friedrich II., ließ in seiner Zeit als Regimentskommandeur von 1732 bis 1736 den Amalthea-Garten errichten. 1853 erwarb die Kaufmannsfamilie Gentz den Garten und gestaltete ihn im maurischen Stil. In der einstigen Gentz-Villa befindet sich das Restaurant Tempelgarten mit Wintergarten, Parkterrasse und Magnoliensaal.

Nach dem Mittagessen informierte ein Vortrag von Ulli Gaebler über die Neuruppiner Bilderbogen. Erfinder der Neuruppiner Bilderbogen war der Drucker Johann Bernhard Kühn. Sein Sohn Gustav Kühn baute das Geschäft aus. Auch der Verlag Oehmigke & Riemenschneider und die Druckerei F. C. Bergemann stellten Bilderbogen her. Die im Steindruck hergestellten und kolorierten Blätter berichteten von wichtigen Ereignissen, erzählten von Liebesfreud und –leid und ließen die Kinder lernen, basteln und spielen. Von 1810 bis 1937 gab es über 20.000 Bilderbogenmotive.

Am Nachmittag wurde das Museum Neuruppin besucht. Das Museum beherbergt eine der ältesten Sammlungen Brandenburgs, die bereits seit 1865 öffentlich zugänglich ist. Das Museum hat seinen Standort und Namen mehrmals geändert. 1865 wurde es als Zieten-Museum gegründet und befand sich im Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. 1911 zog es in die Tempelgartenvilla und trug den Namen Kreis-Zietenmuseum. Das Noedechen Haus wurde 1954 Sitz des Musuems mit dem Namen Heimatmuseum. Am 25. Januar 2015 wurde das Museum nach einem Umbau und einem neuen modernen Anbau als Museum Neuruppin mit neuer Dauerausstellung eröffnet. Die Dauerausstellung präsentiert die Geschichte der Stadt von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Zudem konnte die Sonderausstellung „Knallrot, blitzblau, donnergrün! Faszination Papiertheater“ besichtigt werden.

Bis zur Abfahrt um 17.00 Uhr konnte Neuruppin individuell erkundet werden.

Der Vorstand des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf bedankt sich bei den Organisatoren der Exkursion Claas Reise, Rainer Rau und Andreas Rinner sowie bei Ulli Gaebler und Wolfgang Trenkler für die interessanten und kenntnisreichen Ausführungen.

Text: Andreas Rinner, Fotos: Andreas Rinner, Rainer Rau Vorstandsmitglieder